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Der Italiener

Originaltitel

Il Caimano

DVD-Start

DVD: 26.10.2007

Kinostart

Deutschland: 12.07.2007

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Produktion

Italien, Frankreich 2006

Bild- und Textmaterial finden Sie auf unserem Presseserver

Eine Liebesgeschichte – Eine Hommage an das Kino – Ein Film über Italien.

Bruno Bonomo ist ein Filmproduzent, und leider kein sehr guter. Seine Filme sind billigst heruntergekurbelte Machwerke, B-Pictures mit aussagekräftigen Titeln wie „Moccassin Assassins“ und „Maciste versus Freud“. Da sich damit kein Geld verdienen lässt,  steht er vor dem finanziellen Ruin.  Ausgerechnet ein Projekt über Christopher Columbus soll die Rettung sein, doch es scheint aussichtslos, Geldgeber dafür aufzutreiben. Aber nicht nur beruflich geht es steil bergab, sondern auch seine Ehe steht vor dem endgültigen Aus. Da spielt ihm das Schicksal das Drehbuch einer jungen Regisseurin in die Hände, „Der Kaiman“. Auf den ersten Blick scheint es ein Script zu einem mittelmäßigen Thriller zu sein, beim genaueren Hinsehen entpuppt es sich als eine Abrechnung mit den politischen Machenschaften Silvio Berlusconis, ein Stoff, der den Verzweifelten wachrüttelt: wild entschlossen macht er dieses riskante Projekt zu seiner neuen Lebensaufgabe, in der Hoffnung, dadurch nicht nur den finanziellen Ruin abzuwenden, sondern auch seine Ehe zu retten. Zwischen Scheidungskrieg und Finanzierungsproblemen, zwischen Hoffnung und Resignation balancierend, wird für Bonomo dieses Projekt zu einer Angelegenheit von Leben und Tod.

CAST & CREW

BESETZUNG

Bruno Bonomo SILVIO ORLANDO
Paola MARGHERITA BUY
Andrea DANIELE RAMPELLO
Giacomo GIACOMO PASARELLI

STAB

Regie NANNI MORETTI
Produktion NANNI MORETTI
ANGELO BARBARGALLO
Drehbuch NANNI MORETTI
FRANCESCO PICCOLO
FEDERICA PONTREMOLI

BACKGROUND

GESPRÄCH MIT NANNI MORETTI

Wann haben Sie wieder Lust verspürt, zum Kino zurückzukehren und einen neuen Film vorzubereiten?

Schon gegen Ende 2001, also noch vor meinem Auftritt auf der Piazza Navona, beschäftigte ich mich mit dem Projekt eines Dokumentarfilms über Berlusconi. Aufgrund meines aktiven politischen Engagements habe ich dieses Vorhaben jedoch erst einmal beiseite gelegt. Im Jahr 2002 habe ich dann gemeinsam mit zwei Drehbuchautoren ein Skript verfasst, das sich wesentlich direkter mit Berlusconi befasste als DER ITALIENER, mich allerdings nicht ganz zufrieden stellte. Etwas später – zunächst mit Heidrun Schleef, danach in Zusammenarbeit mit Federica Pontremoli und Francesco Piccolo – habe ich einen Ansatz gefunden, mich weniger frontal mit Berlusconi und seiner Karriere auseinanderzusetzen.

Haben Sie, was das Schicksal Ihrer Hauptfigur Bruno Bonomo betrifft, bewusst darauf geachtet, dass seine Privatsphäre (die Scheidung, das Verhältnis zu seinen Kindern...) und sein öffentliches Auftreten gleichermaßen gewichtet sind? Wie verhalten sich die beiden Aspekte zueinander?

DER ITALIENER ist zugleich ein Liebesfilm, eine Huldigung an das Kino und ein politischer Film. In der Figur des Bruno (und in der Art, wie Silvio Orlando ihn verkörpert) vereinen sich diese unterschiedlichen Aspekte. Anfangs sieht sich Bruno eher zufällig in dieses Filmprojekt verstrickt, das ihm da von einer jungen Regisseurin, einer Anfängerin, vorgelegt wird. Dann aber beginnt er allmählich, eine gewisse Leidenschaft dafür zu entwickeln. Ich wollte in der Gestalt des Bruno jedoch keinesfalls eine Figur schildern, die sich etwas „bewusst macht“, also eine ideologische oder geistige Entwicklung durchläuft. Vielleicht ist es einfach nur so, dass er dieser jungen Frau und ihrer Hartnäckigkeit erlegen ist. Vielleicht will er auch seiner Frau beweisen, dass er – auch er! – in der Lage ist, einen wichtigen Film zu produzieren, jetzt, da sie im Begriff sind, sich voneinander scheiden zu lassen. Oder aber – und auch dies wäre durch die zahlreichen Abfuhren bedingt, die er laufend einstecken muss – er redet sich ein, dass der Film tatsächlich notwendig ist und unbedingt gemacht werden muss. Vor allem aber brennt er darauf, endlich wieder arbeiten und auf einem Set stehen zu können, jemanden zu hören, der da ruft: „Kamera, Klappe... – und Action!“

Für wen steht die Figur des Bruno eigentlich? Den Durchschnittsitaliener, der Forza Italia wählt? Einen Mann der Vergangenheit?

Wie viele Italiener, so hat auch Bruno bei zurückliegenden Wahlen für Berlusconi gestimmt, ohne sich allerdings sonst viel um Politik zu kümmern. Er ist einfach nur ein Filmproduzent, der seine Arbeit liebt. Ein Handwerker, dessen Verhältnis zum Kino durch eine große, ja fast körperlich empfundene Leidenschaft geprägt ist, lebt und schläft er doch in seinem Büro, wo er seine alten, mittlerweile kaum mehr genutzten Studios um sich weiß. Mein Anliegen war es, einen Menschen dieser Art zu porträtieren und dabei sein Verhältnis zu seinen Kindern, zu seiner Frau, zu seinen Mitmenschen, zu seiner Arbeit usw. aufzuzeigen. Ich habe mir jedoch nie die Frage gestellt, ob Bruno etwa für einen bestimmten Typus des heutigen Italieners repräsentativ wäre.

Was soll man von den Filmen halten, die er produziert hat? Es scheint, als hätten Sie selbst Gefallen daran gefunden, im Stile eines recht populär gewordenen Filmgenres zu drehen und Margherita Buy wie eine Heldin à la Tarantino aussehen zu lassen. Stimmt dieser Eindruck?

Natürlich hat es mir großen Spaß gemacht, KATARAKTE zu drehen und mir die Filmographie des Produzenten Bruno Bonomo auszudenken, die beispielsweise Titel wie MACISTE GEGEN FREUD, DIE KILLERMOKASSINS oder DIE POLIZISTIN MIT DEN STÖCKELSCHUHEN umfasst. Meine Sympathie galt allerdings weniger den von Bruno produzierten Filmen, als vielmehr dem besonderen Verhältnis, das ihn mit seinen Filmen, seiner Arbeit und dem Kino verbindet – einer Art Kino, wie es heute nicht mehr gemacht wird. Im Gegensatz zu vielen anderen Produzenten oder Regisseuren, die sich mit trivialen Genres oder Trash abgeben, ist Bruno jedoch kein frustrierter Typ. Er hegt keinen Groll, weder gegenüber dem Autorenkino engagierter Filmemacher, noch gegenüber einer Filmindustrie, die üppige Budgets für Großproduktionen bereitstellt. Er leidet weder an Minderwertigkeitskomplexen, noch fühlt er sich überlegen.

Warum haben Sie Teresa als „lesbische Mutter“ dargestellt? Um Bruno mit einem moderneren Lebensstil zu konfrontieren? Oder um uns ein Italien zu zeigen, in dem die Männer und der Machismo keine so große Rolle spielen?

Es hat mir vor allem Spaß gemacht, einen anderen Familientypus darzustellen, allerdings ohne dies mit einem ideologischen Diskurs zu verbinden oder groß zu kommentieren, sondern so, als sie dies etwas völlig Selbstverständliches. Bruno reagiert zunächst mit einer Art hysterischer Komik, doch hindert ihn das nicht daran, sich schon in der nächsten Szene wieder an die Arbeit zu machen, um Teresas Film vorzubereiten.

Im Film erscheint Berlusconi mit vier verschiedenen Gesichtern. Als erstes begegnet er uns in Gestalt des Darstellers Elio De Capitani, der ihm äußerlich recht ähnlich sieht. Er verkörpert Berlusconi so, wie Bruno ihn sich vorstellt, während er Teresas Drehbuch ließt.

Ich spiele ein wenig mit dem Umstand, dass Bruno beim Lesen des Drehbuchs über einige Szenen förmlich in Verzückung gerät: Dem Zuschauer ist ja längst klar, dass Bruno da einen Stoff vor sich hat, der von Berlusconi handelt, wohingegen er selbst dies überhaupt nicht begreifen will, so sehr lässt er sich von den Action-Szenen mitreißen. Vielleicht hat er beim Lesen nur solche Gedanken im Kopf wie: „Das ist gut, allerdings könnte diese Szene etwas kostspielig werden...“ Aufgrund der privaten Probleme, die er mit seiner Frau hat, ist er nicht mit konstanter Aufmerksamkeit bei der Sache, und so kommt es, dass er bei der Lektüre des Drehbuchs recht zerstreut ist. Außerdem ist er verzweifelt darüber, dass ihn ein Regisseur gemeinsamer Filmprojekte aus früheren Tagen im Stich gelassen hat. Als wir selbst noch mit Entwürfen für unser Sujets beschäftigt waren, wollten wir unser Spiel damit treiben, dass dem Produzenten absolut kein Licht aufgehen will, wo doch der Zuschauer längst Bescheid weiß. In einem der ersten Entwürfe – als ich, noch weit vor Abfassung des Drehbuchs, mit Heidrun Schleef zusammenarbeitete – sollten sogar Amerikaner vorkommen, die Teresas Drehbuch lasen und den Stoff für einen Gangsterfilm hielten!

Die zweite Gestalt, in der man Berlusconi zu Gesicht bekommt, zeigt ihn selber, wie er uns in Ausschnitten aus den Archiven des Fernsehens begegnet.

Laut Drehbuch geht es da um einen ausländischen Dokumentarfilm, den sich Bruno und Teresa anschauen, um genauer über ihren Stoff informiert zu sein und so den Spielfilm der jungen Regisseurin vorzubereiten. In einem bestimmten Moment meint Bruno: „Das hier ist aber doch ein Dokumentarfilm, wir hingegen müssen einen Spielfilm drehen!“ Ich wollte auch zeigen, mit welchem Blick wir Italiener von außen betrachtet werden. So redet etwa der polnische Produzent von einem „Operettenitalien“. Der Blick von außen ist etwas sehr Wichtiges, zumal wir uns ja schon an Mancherlei gewöhnt haben, was in einer Demokratie eigentlich undenkbar wäre, angefangen bei der Tatsache, dass der Regierungschef drei Fernsehgesellschaften sein eigen nennt.

Die Vorbereitungen zu Teresas Film gehen also weiter: Bruno macht sich auf, den Hauptdarsteller zu finden, und so wird die Rolle des Berlusconi schließlich Michele Placido anvertraut.

Ich finde, dass Michele Placido eine starke Präsenz ausstrahlt und sich darüber hinaus auch zu einem sehr guten Schauspieler entwickelt hat. Mir gefiel die Vorstellung, dass sich ein bekannter Schauspieler über die nicht minder bekannte Figur, die er verkörpern soll, lustig machen würde. Im Film haben wir dieser Figur den Namen Marco Pulici gegeben. Ich muss sagen, dass ich über Michele Placidos Bereitwilligkeit sehr überrascht war. Manchmal bin ich nämlich schon ein wenig anstrengend, ich lasse Szenen mehrfach wiederholen usw... Daher fühlte ich mich anfangs etwas gehemmt, denn ich hatte Angst, dass Michele Placido bald die Lust verlieren würde.

Schließlich kommen wir zur vierten „Inkarnation“ Berlusconis. Das ist allerdings eine Überraschung, die man AUF KEINEN FALL verraten darf. Wie sind Sie denn auf diese Idee gekommen?

Allem voran war es tatsächlich der Überraschungseffekt, der mir am meisten gefallen hat. Ich wollte jegliche vordergründige Ähnlichkeit mit Berlusconi ausschließen und verhindern, dass seitens des Darstellers die Versuchung aufkäme, sich ihm äußerlich anzugleichen. Die Rolle sollte also in einer Weise interpretiert werden, die nicht direkt auf eine Karikatur der Person Berlusconis hinausliefe. Vielmehr ging es mir um den Versuch, den Zuschauern Dinge vor Augen zu führen, die sich tatsächlich über Jahre hinweg bei uns ereignet haben und deren ganze Tragweite wir vielleicht noch gar nicht in vollem Umfang ermessen können: Ich rede hier von schwerwiegenden und verheerenden Folgen, von moralischen und psychologischen Schäden, vom fortwährenden Verfassungsbruch, sowie schließlich vom sittlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Verfall – auch wenn ich, was letzteres betrifft, nicht abschätzen kann, inwieweit die internationale Wirtschaftskrise oder die italienische Politik daran schuld sind.

In jedem Fall hat Berlusconi bereits gewonnen – dank des Fernsehens. Über Jahre hinweg haben sich in Italien Dinge ereignet, die auch in den Köpfen der Menschen ihre Spuren hinterlassen haben. Der erhoffte Wahlsieg des Mitte-Links-Bündnisses allein wird nicht reichen, um die Dinge wieder ins Lot zu rücken: Dafür wird es Jahrzehnte brauchen! Der Pakt, auf den sich die italienische Demokratie und ihre Verfassung gestützt hatten – ein antifaschistischer Konsens, der keineswegs nur Lippenbekenntnis war, da man mit dem Faschismus in Italien ja seine Erfahrung hatte –, dieser Pakt ist im Verlauf der letzten zwölf Jahre in tausend Stücke zerschlagen worden. Ich rede aber nicht nur vom Antifaschismus, sondern von Werten, die für jedermann verbindlich sein sollten. In einer Demokratie kann man ja über verschiedene politische Lösungen geteilter Meinung sein, gewisse Grundwerte sollten aber sowohl für Linksdemokraten als auch für Konservative gelten. Jedoch ist gerade dies seit zwölf Jahren in Italien nicht mehr der Fall: Früher war es noch möglich, dass ein Christdemokrat und ein Kommunist ins Gespräch kamen und Meinungen austauschten. Seit zwölf Jahren geht dies nun nicht mehr: Wenn einer dem Mitte-Rechts-Bündnis seine Stimme gibt, dann gelingt es ihm nicht mehr, mit einem Anhänger des Mitte-Links-Bündnisses zu reden – er will es auch gar nicht mehr. Still und leise sind vor zwölf Jahren auch erstmals wieder Vertreter der Faschisten in die Regierung eingetreten, auch wenn sie – sei es aus Opportunismus oder aus Berechnung – ihre alten Überzeugungen aufgegeben haben. Doch wie dem auch sei, in Italien hat dies nicht den geringste Aufschrei verursacht: Der Pakt, auf dessen Grundlage die Republik einst errichtet wurde, ist in den Talk-Shows des Fernsehens einfach umgeschrieben worden! Da ist sie nun gelandet, die große italienische Verfassung: abscheulichsten Talk-Shows ausgeliefert!

Der Film endet mit einer politischen Fiktion, nämlich mit der Verurteilung Berlusconis durch ein Gericht. Dieser reagiert, indem er zum Aufstand, ja fast zum Bürgerkrieg aufruft...

Es geht um einen Vorwurf, den Berlusconi gegen die Rechtsprechungsorgane erhoben hat. In den letzten Minuten überlagern sich Teresas Film und der meine bis zur Verschmelzung. Zu Beginn mache ich mich in Gestalt eines Darstellers, der sich selber spielt, über Teresas Drehbuch lustig, ohne es überhaupt zu kennen. Zuvor inszeniere ich in meiner Eigenschaft als Regisseur Teresas Drehbuch so, wie es der Phantasie des Produzenten entspricht, doch letztlich waren es ihre Ideen und ihre Phantasie, die da umgesetzt wurden. Am Ende jedoch, in den letzten Minuten des Films, verschmelzen ich in meiner Eigenschaft als Regisseur, Teresa in ihrer Eigenschaft als Regisseurin und wiederum ich in meiner Eigenschaft als Darsteller zu einer einzigen Person. Mir gefiel diese Überlagerung, die Vorstellung, dass alles seine Entsprechung findet.

Sehen Sie diese Anwürfe gegen die Justiz als eine Vorgehensweise, die man Berlusconi nach seiner Niederlage zutrauen kann?

Das ist eine Metapher. Als erstes muss man immer bedenken, dass Berlusconi, wenn er denn etwas von sich gibt und sich an die Menschen wendet, dies auch und vor allem über seine Fernsehkanäle tut. Das verleiht ihm Macht und verleitet ihn zur Arroganz gegenüber den Zuschauern: Das Fernsehen ist ein Instrument, das auf vertrauenerweckende Weise arrogant oder auf arrogante Weise vertrauenerweckend sein kann. Mit dem Fernsehen kann man somit Inhalte an den Mann bringen, die sich mit anderen Kommunikationsmitteln nicht so leicht vermitteln lassen würden. Außerdem ist dies eine Metapher für die Schäden, die Berlusconi angerichtet hat und die heute auf uns lasten. Man denke nur an die Verantwortungslosigkeit dieses Mannes, an seinen mangelnden Respekt gegenüber dem Staat und seinen Institutionen, an seine aggressive Haltung gegenüber der Justiz während all dieser Jahre. Bei den Sätzen, die ich auf der Treppe des Gerichtsgebäudes von mir gebe – wo er sich über die Justiz ereifert und von der „Sippschaft“ der Anwälte und Richter redet –, da gebe ich exakt seine eigenen Worte wieder: Es sind Sätze, die er vor drei Jahren aufgenommen und an alle Fernsehstationen verteilen ließ. Berlusconi ist kein Mann des Dialogs, der irgendeine Widerrede duldet, er doch nicht! Vielmehr ist er ein Typ, der einfach eine Kassette aufnimmt und sie dann als Hetzrede gegen die Justizbeamten verbreiten lässt!

Ich wollte das Drama dieses politischen Abenteuers, das Italien zwölf Jahre lang paralysiert hat, bis in seine Tiefen ausloten. Natürlich kommt es zu einer Art Kurzschluss zwischen mir, dem Kaiman und dem Zuschauer. Wenn ich etwa sage: „Wie trübselig ist doch die Linke; sie ist so trübselig, dass sie auch die Menschen trübselig macht“, dann ist es zwar Berlusconi, der da spricht, aber eben so, wie ich ihn darstelle – ich, der ich die Linke oft genug vehement kritisiert habe. Oder wenn ich die Worte spreche: „Als ich einen Tumor hatte...“, dann ist das eine Anspielung darauf, dass sowohl ich als auch Berlusconi einen Tumor hatten. Und wenn ich sage: „Meine Verbündeten waren Faschisten“, dann benutze ich die Figur des Kaimans, um das zu sagen, was ich denke, und um daran zu erinnern, dass Berlusconis Verbündete tatsächlich Faschisten waren. Bei alledem habe ich aber – ich wiederhole es – den Eindruck einer nur der Volksbelustigung dienenden, naheliegenden Satire zu vermeiden versucht, für die sich diese Person zwar täglich und stündlich hergeben würde, die mich aber nicht interessierte.

Einige Szenen des Films – insbesondere das Ende – erinnern an das politische Kino Italiens aus der Zeit von Francesco Rosi und Elio Petri. Was halten Sie von diesen Filmen und davon, dass sie seit den 70er Jahren verschwunden sind?

In den 70er Jahren war das politische Kino weit verbreitet. Es ist zu einem Genre, ja fast zu einer kommerziellen Ware geworden. Schon seit sehr langer Zeit werden solche Filme nicht mehr gemacht. Ich weiß nicht, ob das an einer Selbstzensur seitens der Drehbuchautoren, Regisseure und Produzenten liegt, oder aber daran, dass die Finanzierung eines Films teilweise von den Fernsehanstalten übernommen wird; vielleicht liegt es auch an einer objektiven Schwierigkeit, von den Veränderungen in unserem Land zu erzählen, oder am Ende sogar an der schlichten Tatsache, dass die politische Wirklichkeit Italiens auch die tollkühnsten Phantasien übertrifft. Was jedenfalls mich betrifft, so habe ich es im Rahmen meiner Möglichkeiten versucht: Ich habe versucht, mit den Mitteln des Kinos von einer Wirklichkeit zu berichten, die wir nicht mehr zu erkennen und zu durchschauen vermögen. Ich glaube, dass unser Problem das der Gewöhnung ist: Wir haben uns an Gestalten und Vorgänge gewöhnt, die in einer Demokratie wirklich unfassbar sind.

DVD

DVD

Bildformat1.85:1 (anamorph)
TonformatDD 5.1 ( Deutsch, Italienisch)
UntertitelDeutsch
EAN4042564023978
FSK12
Laufzeit108 Minuten
Extras

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PRESSESTIMMEN

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