BESETZUNG

STAB

Der Autor und Regisseur Zeresenay Berhane Mehari ist in der Nähe von Addis Abeba aufgewachsen, drei Stunden von dem Dorf entfernt, in dem sein Film DAS MÄDCHEN HIRUT spielt. Die Tradition der Telefa, der Entführung zum Zweck der Eheschließung, kannte er nur aus dem Radio und Fernsehen. „Als Kind wurden diese ländlichen Traditionen von mir ferngehalten. Bei uns zu Hause hatten wir Elektrizität, fließendes Wasser, Fernsehen, Kino – all diese Annehmlichkeiten.“
Mehari ging 1996 in die USA um Film zu studieren, anschließend begann er seine Zeit zwischen Kali-fornien und Addis Abeba aufzuteilen. Die Anwältin und Frauenrechtlerin Meaza Ashenafi lernte er in Addis Abeba über ihren Bruder kennen. Ashenafi, die charismatische Gründerin der Hilfsorganisation, die tatsächlich den Fall Hirut Assefa 1996 vor Gericht verteidigte, erzählte ihm von Hiruts Präzedenzfall. Mehari war sofort fasziniert von der Tatsache, dass ein solches Unrecht nur wenige Stunden von ihm entfernt, aber in einer ideologisch ganz anderen Welt stattgefunden hat. „Die Telefa ist in den ländlichen Gebieten immer noch eine akzeptiere Tradition und wird weder als Verletzung, noch als Verbrechen angesehen. Der Fall von Hirut eröffnete erstmalig überhaupt einen Dialog über diese Tradition und den Status der Frau in Äthiopien“.  
Der Regisseur fing Feuer und beschloss die Geschichte von Hirut zu erzählen. Er recherchierte und schrieb drei lang Jahre das Drehbuch. Mehari interviewte Prozessteilnehmer und besuchte die Orte, an denen das Verbrechen und das Geschehen danach stattgefunden haben. Gleich nach der Fertigstellung fanden sich zwar mehrere Produzenten, aber nach der Finanzkrise 2008 fiel die Finanzierung zusammen und Mehari stand wieder mit einem guten Drehbuch, aber ohne Geld da. In den darauffolgenden Jahren lehnte Mehari diverse Angebote von Produzenten ab, die das Drehbuch auf Englisch verfilmen wollten. „Mir war sehr daran gelegen, dass der Film in Äthiopien und auf Amharisch gedreht wird. Damit er auch für die Menschen zugänglich ist, die tatsächlich in einer solchen Situation stecken und mit den veralteten Traditionen leben. Meine Hoffnung war es, dass durch die Geschichte eine Brücke zwischen den ländlichen Wertvorstellungen und dem modernen Äthiopien geschlagen wird.“
Die Finanzierung ging schleppend voran, bis er 2009 Dr. Mehret Mendefro, äthiopisch-amerikanische Physikerin, Anthropologin und Präsidentin der ethnographischen Produktionsfirma „Truth Aid“, kennenlernte. Sie war begeistert und Mehari konnte sie als Produzentin gewinnen. Unter der Schirmherrschaft von Truth Aid’s initiierte er zwei Kickstarter-Kampagnen, die Zehntausende von Dollar von über 200 Leuten einbrachte.
Da in Äthiopien bisher erst drei Filme auf 35mm gedreht wurden, mussten Kamera, Equipment und Material importiert werden. Zudem gab es keine Möglichkeiten für die lokale Filmentwicklung und so musste ein Kurier die Filme jeden Tag nach Indien und die Muster zurück ans Set bringen. Die Crew bestand aus zehn erfahrenen internationalen Produktionsmitgliedern und 50 Leuten aus Äthiopien, wie z.B. für Casting und Setdesign. DAS MÄDCHEN HIRUT zeichnet aus, dass viele der Head of Departments Frauen sind und dass ein Spielfilm zum ersten Mal von einer Frau – Monika Lenczewska – fotografiert wurde.  
Die Hauptrolle der Aktivistin Meaza Ashenafi ging an Meron Getnet, einer in Äthiopien sehr beliebten TV-Schauspielerin, die während der Dreharbeiten an ihrem Masterabschluss an der University Addis Abeba arbeitete.

DVD