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Der Staat gegen Fritz Bauer

Originaltitel

Der Staat gegen Fritz Bauer (Die Heimatlosen/AT)

DVD/Blu-ray Start

DVD: 11.03.2016
Blu-ray: 11.03.2015

Kinostart

Deutschland: 01.10.2015
Österreich: 09.10.2015

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Deutschland 2015

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Deutschland 1957. Während die junge Bundesrepublik die NS-Zeit hinter sich lassen will, kämpft ein Mann unermüdlich dafür, die Täter im eigenen Land vor Gericht zu stellen: Zwölf Jahre nach Kriegsende erhält der kompromisslose Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (Burghart Klaußner) den entscheidenden Hinweis darauf, wo sich der frühere SS-Obersturmbannführer Adolf Eichmann versteckt halten soll. Gemeinsam mit dem jungen Staatsanwalt Karl Angermann (Ronald Zehrfeld) beginnt Bauer, die Hintergründe zu recherchieren. Doch es formiert sich Widerstand bis in die höchsten Kreise: In seiner eigenen Behörde verschwinden immer wieder Akten und auch Oberstaatsanwalt Ulrich Kreidler (Sebastian Blomberg) und BKA-Mitarbeiter Paul Gebhardt (Jörg Schüttauf) behindern den unliebsamen Bauer in seinen Ermittlungen. Ein scheinbar aussichtsloser Kampf gegen unsichtbare Gegner beginnt, doch Bauer und Angermann geben nicht auf, wohl wissend, dass ihnen die Jagd auf Eichmann sowohl beruflich als auch privat alles abverlangen wird.

Die Bedeutung des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer für das Zustandekommen der Auschwitzprozesse der 1960er Jahre ist unumstritten. Doch erst nach seinem Tod wurde sein entscheidender Verdienst um die Ergreifung Eichmanns bekannt. Grimme-Preisträger Lars Kraume (DIE KOMMENDEN TAGE) zeichnet mit DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER nun das kraftvolle und fesselnde Porträt eines mutigen Mannes und dessen Kampf um Wahrheit und Gerechtigkeit. Unbeirrbar legte Bauer den Finger in die Wunde und schreckte dabei auch nicht vor unbequemen Fragen der Regierung Adenauer gegenüber zurück. Burghart Klaußner (ELSER, DAS WEISSE BAND) verkörpert den Titelcharakter kongenial bis in die feinsten Details von Mimik und Gestik. Für die weiteren Rollen in seinem packenden, dichten Portrait der jungen BRD versammelte Lars Kraume mit Ronald Zehrfeld (BARBARA), Sebastian Blomberg (ZEIT DER KANNIBALEN), Lilith Stangenberg (DIE LÜGEN DER SIEGER) und Jörg Schüttauf (SO GLÜCKLICH WAR ICH NOCH NIE) ein hochkarätiges deutsches Schauspieler-Ensemble.

Beim Deutschen Filmpreis wurde DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER mit 6 LOLAs ausgezeichnet, u.a. als Bester Film (Lola in Gold), für die Beste Regie und das Beste Drehbuch.

CAST & CREW

BESETZUNG

Fritz Bauer BURGHART KLAUSSNER
Karl Angermann RONALD ZEHRFELD
Ulrich Kreidler SEBASTIAN BLOMBERG
Paul Gebhardt JÖRG SCHÜTTAUF
Victoria LILITH STANGENBERG
Fräulein Schütt LAURA TONKE
Georg August Zinn GÖTZ SCHUBERT
Charlottes Vater ROBERT ATZORN
Zvi Aharoni MATTHIAS WEIDENHÖFER
Charlotte Angermann CORNELIA GRÖSCHEL
Heinz Mahler RÜDIGER KLINK
Adolf Eichmann MICHAEL SCHENK
Chaim Cohn DANI LEVY

STAB

Regie LARS KRAUME
Drehbuch LARS KRAUME, OLIVIER GUEZ
Produzent THOMAS KUFUS
Ko-Produzenten CHRISTOPH FRIEDEL
Kamera JENS HARANT
Casting NESSIE NESSLAUER, NICOLE SCHMIED
Szenenbild CORA PRATZ
Kostüm ESTHER WALZ
Schnitt BARBARA GIES
Musik JULIAN MAAS, CHRISTOPH M. KAISER
Redaktion BARBARA BUHL (WDR), JÖRG HIMSTEDT (HR), GEORG STEINERT (ARTE)

BACKGROUND

FÜNF FRAGEN AN REGISSEUR LARS KRAUME


Wie kamen Sie auf die Idee, einen Film über Fritz Bauer zu machen?
Durch ein Buch meines Koautors Olivier Guez: „Heimkehr der Unerwünschten – eine Geschichte der Juden in Deutschland nach 1945“. Darin beschäftigte er sich mit der Frage, wie das jüdische Leben nach dem Holocaust im Land der Mörder überhaupt weitergehen konnte. In einem Kapitel geht es auch um Fritz Bauer und die Auschwitz-Prozesse. Ich fand das Buch toll, und als Olivier es vor rund vier Jahren in Berlin auf Deutsch vorstellte, sprach ich ihn an und meinte, das wäre doch auch ein interessantes Thema für einen Film. Als wir gemeinsam überlegten, was man daraus machen könnte, blieben wir bald an Fritz Bauer hängen, weil er eine so singuläre Figur ist: Er verhält sich keineswegs wie die meisten Opfer, die nicht mehr über den Holocaust sprechen wollen. Er will, obwohl er auf überwältigend große Widerstände stößt, die Nazi-Verbrechen anklagen – aber nicht aus Rache, sondern angetrieben von einer humanistischen Gesinnung und einem erzieherischen Impetus. Eine schillernde Persönlichkeit, die sich geradezu anbietet als Hauptfigur eines Films.

 


Doch sein ganzes bewegtes Leben lässt sich kaum in zwei Kinostunden pressen.
Stimmt. Das wäre schon allein dramaturgisch kaum machbar. Nachdem Olivier und ich uns lange mit der Biografie beschäftigt hatten, beschlossen wir, uns auf die Jagd auf Adolf Eichmann zu fokussieren – und anhand jenes besonders spannenden Lebensabschnitts herauszuarbeiten, worum es Fritz Bauer ging und was diesen faszinierenden Charakter ausmacht.

 


Wie sind Sie bei Ihrer Recherche vorgegangen?
Wir haben eine Menge Bücher gelesen, darunter natürlich die verschiedenen Biografien über Fritz Bauer. Wir haben uns mit Gerhard Wiese getroffen, dem letzten noch lebenden Staatsanwalt aus Bauers Truppe: ein wahnsinnig wacher, geistig fitter, brillanter Mensch, der uns erzählt hat, wie das damals so lief bei der Frankfurter Staatsanwaltschaft und was sein Chef für ein Typ war. Das war sehr hilfreich. Außerdem haben wir immer wieder intensive, inspirierende Gespräche mit Mitarbeitern des Fritz-Bauer-Instituts geführt. Und kurz vor unserem Drehbeginn hat das Institut eine große Ausstellung im Jüdischen Museum Frankfurt zusammengestellt, in der viele interessante Dokumente zu sehen waren.

 


Regisseur István Szabó hat einmal die Ansicht vertreten, dass sich kaum ein deutscher Filmemacher traue, klassische Heldenfiguren auf die Leinwand zu bringen, weil es den Deutschen schwer falle, sich mit ihrer Geschichte zu identifizieren. Er meinte: „Die Amerikaner haben den Krieg gewonnen – darum drehen sie Filme über Gewinner. Die Deutschen haben verloren – darum machen sie Filme über Verlierer.“
Ja, da ist was dran. Das würde zumindest erklären, warum Antihelden für viele deutsche Regisseure offenbar die interessanteren Filmfiguren sind. Allerdings muss man auch zugeben, dass es in der Nachkriegsgeschichte unseres Landes nur sehr wenige Persönlichkeiten gibt, auf die wir wirklich stolz sein können und die auch heute noch als Vorbild taugen. So jemand wie Fritz Bauer steht fast wie ein einsamer Leuchtturm in der deutschen Landschaft. Sein Mut und seine Hartnäckigkeit sind eine wunderbare Inspiration für jeden, der sich in unserer modernen Gesellschaft gegen Ungerechtigkeit zur Wehr setzt.

 


Warum sollte man sich Ihrer Meinung nach eine Kinokarte für DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER kaufen?
Weil man hier etwas Spannendes geboten bekommt: den archaischen Kampf eines Außenseiters gegen ein übermächtiges System – und zwar einen Kampf, den es wirklich gab und der nicht in einem erfundenen Comic-Universum spielt. Kurz gesagt: eine emotional packende, zeitlos inspirierende Heldengeschichte!

 

 

 


FÜNF FRAGEN AN BURGHART KLAUSSNER

 

Wie kam Fritz Bauer zu Ihnen?
Durch eine Casting-Anfrage: Es gab ein Drehbuch, ein bis zwei zentrale Szenen und, quasi als Vorbild, ein Video von Bauers Auftritt in der HR-Talkshow „Heute Abend Kellerklub“. Fritz Bauer war mir zwar als leuchtende Figur aus der Zeit der Studentenbewegung ein Begriff, aber ich wusste zum Beispiel bis dato überhaupt nicht, dass er Adolf Eichmann aufgespürt hatte, und ich kannte auch sein Auftreten nicht – ich hatte keine Ahnung, was das für ein Mensch war. Das wurde mir erst durch jenes Video bewusst. Ich war von der ganz eigenen Art dieses Mannes so gefesselt, dass ich sie mir praktisch in einem Sekunden-Flash angeeignet habe. Und von dem Moment an wollte ich diese Rolle unbedingt spielen.

 


Was hat Sie so sehr daran gereizt?
Zum einen die Idee „Einer gegen alle“, die Bauers Leben bestimmt hat und die auch diesen Film prägt – da denkt man ja sofort an einen klassischen film noir. Zum anderen faszinierte mich die Aussicht, eine so positive Figur spielen zu können: Fritz Bauer ist zwar ein vielschichtiger, gebrochener Charakter, aber eben auch ein wahrer Held – einer der wenigen Helden der deutschen Nachkriegsgeschichte. Und es kommt mir so vor, als fände ich meine Leidenschaft in den vergangenen Jahren darin, an einer Art Galerie deutscher Menschen zu arbeiten. Wenn Sie Fritz Bauer und den Pastor aus DAS WEISSE BAND gegenüberstellen, haben sie sozusagen die helle und die dunkle Seite derselben Medaille.

 


Wie haben Sie sich bei der Vorbereitung auf die Dreharbeiten dieser Figur genähert?
Natürlich habe ich die Biografien über Fritz Bauer gelesen und mir die wenigen verfügbaren Videoaufnahmen mit ihm angeguckt. Außerdem hat Lars Kraume für das Filmteam kurz vor Drehbeginn eine Art Klassenausflug zu einer Bauer-Ausstellung im Jüdischen Museum in Frankfurt organisiert. Bei alledem wurde deutlich, dass sich verschiedene Kontroversen wie ein roter Faden durch die Rezeption ziehen: Manche Autoren stellen alles infrage, was am Heldenmythos angeblich kratzen könnte, etwa Bauers vermutete Homosexualität oder die Erklärung, in der er sich vermeintlich den Nazis unterwarf. Dabei ist eine solche Erklärung aus taktischen Gründen völlig in Ordnung, zumal dann, wenn es darum geht, aus der Haft freizukommen: Sie zeugt von Beweglichkeit und Findigkeit.

 


Wie leicht fiel Ihnen, als gebürtigem Berliner, Fritz Bauers Redeweise mit der schwäbischen Dialekt-Einfärbung?
Ich hatte schon immer ein Faible für Musik, für Sprache, für Dialekte. Sprache ist für mich Musik. Zwar hatte ich diesen Dialekt zuvor noch nie gesprochen, auch nicht in einer Rolle, aber ich hatte ihn immer im Ohr. Im Zuge meiner Vorbereitung habe ich mich außerdem mit einem Freund getroffen, um noch mal ins Detail zu gehen – da gibt es zum Beispiel feine Aussprache-Unterschiede zwischen katholischen und protestantischen Schwaben.

 


Was bekommt man geboten, wenn man eine Kinokarte für DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER löst?
Eine spannende Achterbahnfahrt. Einen bewegenden Film. Und ein interessantes Zeitbild. Wir erfahren etwas darüber, wo wir alle herkommen. Über unser Land in den 50er Jahren. Über die Welt, in der unsere Väter und Mütter und Onkel und Tanten gelebt haben.
Ein Album unser aller Familien aus den Kindertagen der Bundesrepublik Deutschland!

 

 

 


FÜNF FRAGEN AN RONALD ZEHRFELD

 

Wie kamen Sie zu der Rolle eines homosexuellen Staatsanwalts?
Beim Fernsehkrimi „Dengler – Die letzte Flucht“ habe ich zum ersten Mal mit Lars Kraume zusammengearbeitet. Und irgendwann während der Dreharbeiten erzählte er mir von DER STAAT GEGEN FRITZ BAUER: Das wäre sein Herzensprojekt, an dem er seit mehreren Jahren arbeiten würde, und er hätte mich jetzt am Set erlebt und kennengelernt und wollte mich unbedingt für die Rolle des Karl Angermann, denn er hätte den Eindruck, das würde gut passen. Dann gab er mir das Drehbuch zu lesen.

 


Und wie würden Sie die Figur des Karl Angermann charakterisieren?
Ein in sich gekehrter, kraftvoller Mensch, der – wie wir heute sagen würden – sein Coming-out noch nicht hatte. Da schlummert eine Energie in ihm, die nur noch einen Katalysator braucht – und der ist in diesem Fall Fritz Bauer. Angermann trifft in ihm einen Menschen, der Schlimmes durchgemacht hat, der aber, anstatt zu resignieren, eine Stärke beweist, mit der er die junge Generation locker dreimal in die Tasche stecken kann. Das weckt in Angermann schließlich den Mut, zu seinen Neigungen zu stehen.

 


Was war für Sie die größte Herausforderung bei diesem Projekt?
Mich zurückzunehmen. Wenn man die Möglichkeit hat, eine neue Facette zu zeigen, besteht immer die Gefahr, zu viel zu machen. Weniger ist manchmal mehr. Weniger ist manchmal aber auch weniger. Da muss man die richtige Balance finden – und da konnte ich zum Glück auf Lars Kraume vertrauen, der sehr genau hinguckt und sich sofort meldet, wenn etwas nicht stimmig ist. Ohne Bart, mit Seitenscheitel und im Anzug zu spielen, hat mir natürlich schon geholfen, in die Rolle und in die Zeit hineinzufinden. Aber diese Äußerlichkeiten sind ja erst der Anfang: In den 50er Jahren bewegte man sich ganz anders, man sprach viel langsamer, man schaute sich anders an als heute. Diese andere Körperlichkeit muss man hinkriegen, ohne dass es aufgesetzt wirkt.

 


Mit Burghart Klaußner hatten Sie zuvor noch nie gedreht. Wie war es, mit ihm zu arbeiten?
Ein Traum. Ein Geschenk. Von ihm konnte ich unendlich viel lernen. Ich habe ihn schon immer sehr geschätzt, sowohl auf der Bühne als auch auf der Leinwand. Am Set war ich erst einmal geplättet von seiner Professionalität, seiner Spiel- und Sprechweise – das ist wirklich alte Schule im allerbesten Sinne. Es hat eine ungeheure Kraft, wie er in den Szenen einfach da ist, wie er wach ist, wie er dich als Kollegen wahrnimmt, wie er aufmerksam zuhört und zuguckt, wie man sich mit ihm die Bälle zuspielen kann… Da spüre ich eine Arbeitseinstellung, die mir imponiert. Da sage ich: „Ja, dafür habe ich auch einmal diesen Beruf ergriffen!“ Ich war total gerührt, als er mich kürzlich anrief, nachdem den fertigen Film zum ersten Mal gesehen hatte: Er hat sich noch mal bei mir bedankt und mir ein tolles Kompliment gemacht. Bei einem neuen Projekt mit ihm würde ich jederzeit blind zusagen.

 


Was können wir heute von Fritz Bauer lernen?
Nicht aufzugeben, wach zu bleiben, sich nicht einschüchtern zu lassen und gegen seine Ängste anzukämpfen. Denn, wie schon Fassbinder wusste: Angst essen Seele auf!

 

 

 

DVD & Blu-ray

DVD

Bildformat2,35:1 (16:9)
TonformatDeutsch DD 5.1
UntertitelDeutsch
EAN4042564164183
FSK12
Laufzeit105 Minuten
Extras

Trailer, Making of, Audiodeskription, Interviews, Deleted Scenes

Blu-ray

Bildformat2,35:1 (1080p)
TonformatDeutsch DTS-HD MA 5.1
UntertitelDeutsch
EAN4042564164190
FSK12
Laufzeit107 Minuten